Mittwoch, 7. Dezember 2005

Aus Israel





Yad Vashem ehrt Nazi Offizier
Sechs Jahren lang recherchierte der Amerikaner Dr. Michael Good aus Durham, Connecticut, um näheres über einen Nazioffizier in Erfahrung zu bringen, dem er und seine Familie ihr Leben verdanken. Angefangen hatte es damit, dass er mit seiner Mutter nach Vilnius in Litauen, in die Geburtsstadt seiner Mutter reiste.

Dort zeigte sie ihm das Arbeitslager der Nazis, in das sie während des 2. Weltkrieges verschleppt worden war. „Sie hat mir die Geschichte dieses mysteriösen aber gütigen Armeemajors erzählt, der ihr Leben, das ihrer Großeltern und jenes weiterer 250 Juden während des Krieges rettete“, so Michael Good gegenüber israel heute. Der Nazioffizier hieß Major Karl Plagge, nach dem Krieg verschwand er spurlos und starb 1957. Man hatte ihn vergessen, bis Good jetzt den Fall neu aufrollte.

„Um ihn herum geschah dieser furchtbare Völkermord und er fühlte sich verantwortlich,“ erzählt Good. „Also entschied er sich, den gequälten Juden zum Überleben zu helfen.“ Michael Good fixierte sich mit der Zeit immer mehr auf Plagges Geschichte. „Ich realisierte, dass ich am Leben bin und dass meine Kinder leben, dass wir durch die mutigen Taten dieses Mannes existieren.“

Während seiner Nachforschungen durchforstete Good Dokumente aus dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit sowie hunderte von E-mails, die er Woche für Woche von Holocaustüberlebenden und deren Kindern bekam und die alle mit dem Zwangsarbeitslager in Vilnus zu tun hatten, das von Plagge geleitet worden war und die Reparatur von Militärfahrzeugen zur Aufgabe hatte.

Michael Good wandte sich schließlich an die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, um Plagge die gebührtige Ehre zukommen zu lassen, allerdings trat man ihm dort eher skeptisch gegenüber. Nazioffiziere werden kaum geehrt, da sie in Verbindung mit Adolf Hitlers Endlösung gebracht werden – den Völkermord an 6 Millionen Juden. Doch die Beweise, die Good Yad Vashem vorlegte, und die eindeutig belegten, dass Plagge Arbeitslagerinsassen rettete, indem er sich mit deutschen Militärbehörden auseinandersetzte und seine Position dazu ausnutzte, Transporte in die Todeslager zu verhindern, sprachen für sich. So warnte er z.B. Insassen, wenn deutsche Truppen im Anmarsch waren und rettete Leben, indem er Juden aus Gefahrenzonen holte.

Nach drei Anläufen stimmte Yad Vashem endlich zu und erkannte Plagge endgültig an. Karl Plagge ist nun einer der Gerechten der Nationen, zusammen mit 20.757 anderen Männern und Frauen, die für ihren Einsatz, Juden vor der Ausrottung durch die Nazis zu retten, geehrt wurden. Der Name eines jeden von ihnen ist auf einer Medaille eingraviert, die an der Gedenkmauer (Wall of Honor) ihren Platz eingenommen hat. An der feierlichen Zeremonie, bei der Karl Plagge in die Reihen der Gerechten der Nationen aufgenommen wurde, nahmen neben Michael Good und seiner Mutter noch weitere Holocaustüberlebende, die von dem Nazioffizier geretten worden waren, teil.

Nazioffizier ist ein Held

Karl Plagge - ein "Gerechter unter den Völkern" aus Darmstadt
Veröffentlicht am: 06.04.2005
Veröffentlicht von: Jörg Feuck
Technische Universität Darmstadt





Karl Plagge - ein "Gerechter unter den Völkern" aus Darmstadt

Gemeinsame Presse-Einladung der TU Darmstadt und der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Für sein mutiges Handeln, mit dem er während der Nazizeit über Jahre hinweg Hunderte Juden vor dem Holocaust gerettet hat, wird der Darmstädter Wehrmachtsmajor Karl Plagge (1897-1957) posthum mit der höchsten Ehrung des Staates Israel in Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet.
Plagge, hierzulande lange in Vergessenheit geraten, gehört zu den wenigen "Rettern in Uniform", die dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht widerstanden.

Diese Ehrung findet am Montag, 11. April 2005, in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Israel, statt. Da der in Darmstadt geborene Karl Plagge von 1919 bis 1924 an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt ein Maschinenbau-Studium absolvierte und keine direkten Nachfahren hinterlässt, wird der Präsident der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, die Ehrung auch für die Wissenschaftsstadt Darmstadt entgegennehmen. Die Stadt Darmstadt hat Karl Plagge und dessen Zivilcourage bereits 2003 mit einer Straße auf dem Knell-Gelände in Darmstadt gewürdigt, die seither seinen Namen trägt.

Aus Anlass der Ehrung laden die TU Darmstadt und die Wissenschaftsstadt Darmstadt zu einer gemeinsamen Gedenkfeier für Karl Plagge ein am Freitag, 15. April 2005 um 16 Uhr in der Centralstation, Im Carree, Darmstadt.

Es würde uns sehr freuen, Sie bei dieser Veranstaltung zu Ehren Karl Plagges begrüßen zu dürfen. Darmstadts Oberbürgermeister Peter Benz wird die Gedenkfeier eröffnen. Danach sprechen TU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Hans-Georg Wagner, und der renommierte Militärhistoriker Prof. Dr. Wolfram Wette (Herausgeber des Buchs "Retter in Uniform").

Bereits am Vormittag des gleichen Tags um 11 Uhr (15.04.) veranstaltet die Stadt Darmstadt eine feierliche Kranzniederlegung am Grab Karl Plagges auf dem Alten Friedhof. An dieser Veranstaltung nehmen auch die internationalen Gäste aus Israel, Litauen und den USA teil - allesamt Überlebende, die Plagge rettete.

Geplant ist, dass Ihnen von 15 Uhr an am gleichen Tag (15.04.) von Karl Plagge gerettete Holocaust-Überlebende in der Centralstation als Interviewpartner zur Verfügung stehen.

Am Donnerstag, den 14. April, 17.00 Uhr wird in der Darmstädter Buchhandlung H.L.Schlapp, Ludwigsplatz 3, das Buch "The Search for Major Plagge - The Nazi Who Saved Jews" von Michael Good vorgestellt. Michael Good, dessen Mutter und Großvater von Karl Plagge gerettet wurden, hat in seinem Buch das Schicksal seiner Familie dokumentiert. Michael Good und seine Eltern Pearl und William Good kommen zur Buchvorstellung und zur Ehrung von Karl Plagge nach Darmstadt.
Karl Plagge, am 10. Juli 1897 in Darmstadt geboren, wurde 1939 als Ingenieuroffizier zur Wehrmacht eingezogen. Von 1941 bis 1944 leitete er den Heerkraftfahrpark 562 in Wilna. Dort hat er über Jahre hinweg Hunderte Juden durch Zivilcourage, Umsicht und Menschlichkeit vor den Holocaust gerettet. Am 19. Juni 1957 ist Karl Plagge in Darmstadt gestorben.

Pressekontakt:
Wolf Hertlein, Pressestelle der TU Darmstadt, Tel. 06151/16-3229,
Martin Frenzel, Presseamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Tel. 06151/13-3922

he, 6. April 2005, PM Nr. 49/2005

Programm
am Freitag, 15. April 2005 ab 16 Uhr in der Centralstation, Im Carree, Darmstadt

Musik: Marija Krupoves, Vilnius, Gitarre und Gesang

Ansprache: Peter Benz, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt

Ansprache: Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Präsident der Technischen Universität Darmstadt

Ansprache: Hans-Georg-Wagner, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums der Verteidigung, Berlin

Musik: Marija Krupoves, Vilnius, Gitarre und Gesang

Persönliche Bemerkungen Überlebender: Dr. William Begell, New York, Dr. Simon Malkès, Paris, Michael Schemiavitz, Tel Aviv

Festvortrag: Prof. Dr. Wolfram Wette, Universität Freiburg, "Stille Helden, Rettungswiderstand aus der Wehrmacht"

Musik: Marija Krupoves, Vilnius, Gitarre und Gesang
Weitere Informationen:
https://isurvived.org/Rightheous_Folder/Plagge_Karl_MajGerman.html
https://hometown.aol.com/michaeldg/page24.html, von Michael Good erstellte Seite
https://www.dafacto.de, das Internetjournal der Wissenschaftsstadt Darmstadt

URL dieser Pressemitteilung: https://idw-online.de/pages/de/news106878

Allesia Olivone

SchwarzwiedieNacht

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